Angoulême

Angoulême
I
Angoulême
 
[ãgu'lɛːm], Stadt in Südwestfrankreich, auf einem Bergvorsprung über der Charente und der (in sie mündenden) Anguienne, 42 800 Einwohner; ehemaliger Hauptstadt des Angoumois, heute Verwaltungssitz des Départements Charente; außerdem Bischofssitz; Nationales Comic-Zentrum mit Comic-Museum und Internationale Comic-Messe (Salon, seit 1996 Festival);
 
 
Handelszentrum (besonders Wein) mit vielseitiger Industrie (Papier, Maschinen, Waffen, Wachs u. a.; Gießerei).
 
 
Die einschiffige romanische Kathedrale (1128 geweiht) ist ein typisches Beispiel aquitanischer Kuppelkirchen; die Westfassade mit einem Haupt- und vier Schauportalen hat reichen Figurenschmuck.
 
 
Das im 4. Jahrhundert gegründete Angoulême, gallorömisch Ecolịsma oder Iculịsna genannt, war Hauptort einer eigenen civitas, die aus dem Gebiet von Saintes herausgelöst worden war, und seit dem 4. Jahrhundert Bischofssitz. Nach westgotischer Herrschaft 508 von den Franken erobert, gehörte Angoulême seit dem 7. Jahrhundert als Hauptort der Grafschaft Angoulême (Angoumois) zum Herzogtum Aquitanien.
 
II
Angoulême
 
[ãgu'lɛːm],
 
 1) Charles de Valois [va'lwa], Graf von Auvergne (seit 1589), Herzog von Angoulême (seit 1619), * Schloss Fayet (bei Montmélian, Département Savoie) 28. 4. 1573,✝ Paris 29. 9. 1650, natürlicher Sohn Karls IX. von Frankreich und der Marie Touchet (* 1549, ✝ 1613); verschwor sich mit Herzog von Biron gegen Heinrich IV. und wurde 1605 in der Bastille gefangen gesetzt; 1616 von Ludwig XIII. freigelassen. 1620 schloss er mit der Union der deutschen Protestanten den Vertrag von Ulm. Von Richelieu begünstigt, kämpfte Angoulême in den Hugenottenkriegen vor La Rochelle (1628), später im Krieg gegen Spanien. Seine 1647 verfassten Lebenserinnerungen (»Mémoires«) erschienen 1662.
 
Ausgabe: Mémoires du Duc d'Angoulême, in: Nouvelle collection des mémoires pour servir à l'histoire de France. .., herausgegeben von J.-F. Michaud und J. J. Poujoulat, Serie 1, Band 11 (1836-39).
 
 2) Louis-Antoine de Bourbon [bur'bɔ̃], Herzog von Angoulême, * Versailles 6. 8. 1775, ✝ Görz 3. 6. 1844, Sohn des späteren Königs Karl X.; Ȋ mit 3); emigrierte 1789 und führte 1792 in Deutschland ein Emigrantenkorps. 1814 rief er in Bordeaux seinen Onkel, Ludwig XVIII., zum König aus. 1823 führte er mit Erfolg die Interventionsarmee der Heiligen Allianz gegen Spanien. Während der Regierungszeit seines Vaters Dauphin geworden, verzichtete er 1830 mit Karl X. auf den Thron und ging erneut ins Exil.
 
 3) Marie-Thérèse Charlotte, Herzogin von Angoulême, genannt Madame Royale [ma'dam rwa'jal], * Versailles 19. 12. 1778, ✝ Görz 19. 10. 1851, Tochter Ludwigs XVI. und Marie Antoinettes; Gemahlin von 2); wurde 1792 eingekerkert, 1795 freigelassen. Sie missbilligte die reaktionäre Politik Ludwigs XVIII., ebenso die Karls X. und seines Ministers Polignac.
 
 
A. Castelot: Madame Royale (Neuaufl. Paris 1974).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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